kann man ihm im Rahmen dieser Debatte um "Kulturelle Aneignung" so ein Vorgehen vorwerfen?
Oh weh. Ich persönlich finde, der Vorwurf der "kulturellen Aneignung" ist so ein Kipppunkt, an dem Wokeness in Hyperempathie degeneriert.
Beim Gendern und bei der Verwendung von inzwischen missbilligten Bezeichnungen für Menschengruppen (zB "N-Wort") halte ich es persönlich mit der Regel, dass ich die Klärung der Frage, ob eine Diskriminierung stattfindet, der Menschengruppe überlasse, die sich diskriminiert fühlt.
Als Nichtbetroffener maße ich mir kein Urteil dahingehend an, ob jemand sich diskriminiert fühlt, das soll der/die/das schon selbst sagen.
Mit diesem Grundsatz und einer hinreichenden Sensibilisierung für Sprache fahre ich recht gut.
Bloß wie soll man so eine Frage entscheiden, wenn die Kulturschaffenden, deren Kultur sich jemand angeeignet hat, schon längst nicht mehr leben und man sie nicht mehr fragen kann?
Und genau da sehe ich das wie meine Vorredner hier: Kunst und damit auch Musik entsteht immer beeinflusst durch irgendwas anderes, nie im luftleeren Raum. Folglich wäre jedes Songwriting eine Art kulturelle Aneignung. Will man das verurteilen? Robert Johnson hat Chuck Berry inspiriert, dieser wiederum Eddie Van Halen usw. Ich vermag mir nicht vorzustellen, dass Johann Sebastian Bach sich geärgert hätte, wenn er wüsste, dass mehr als 200 Jahre nach seinem Tod jemand wie Jon Lord viele seiner Ideen aufgreift.